Prä­di­kats­wei­ne

Ein lei­der ver­al­te­tes System

Mit dem Jahr­gang 2021 wird die Brit­zin­ger-Mark­gräf­ler­land eG sich vom bis dato in Deutsch­land vor­herr­schen­den Sys­tem,
für Qua­li­täts­wei­ne Prä­di­ka­te zu ver­ge­ben zumin­dest bei tro­cke­nen Wei­nen verabschieden.

Bei vie­len Kun­den, die sich jah­re­lang auch an die tro­cke­ne „Spät­le­se“ gewöhnt haben, sorgt dies für Ver­wun­de­rung,
bei genau­er Betrach­tung ist es jedoch eine not­wen­di­ge Konsequenz.

Deut­sche Wei­ne waren frü­her oft­mals mit Prä­di­ka­ten ver­se­hen, wobei hier­bei bis 1971 ein heil­lo­ses Durch­ein­an­der war.
So waren Bezeich­nun­gen wie Eis­wein Cabi­net zu fin­den und regio­nal bei den Bezeich­nun­gen uner­klär­ba­re Unterschiede.

1971 defi­nier­te der Gesetz­ge­ber die Prä­di­ka­te, und ver­gab je nach Wein­bau­ge­biet und Reb­sor­te Min­dest­most­ge­wich­te
(Öchs­le­grad°) d.h. der Zucker­ge­halt des Mos­tes war aus­schlag­ge­bend für die Qua­li­tät des Weines.

Aus dama­li­ger Sicht war die­ser Ansatz gar nicht so falsch und unter­band auch die in den nörd­li­chen Wein­bau­ge­bie­ten die
gän­gi­ge Naßverbesserung,(d.h. oft wur­de bei Ries­ling und Elb­ling 10% einer Zucker Was­ser Lösung zuge­ge­ben.) die mit
Qua­li­täts­wein­bau unver­ein­bar ist und war.

Mit dem Min­dest­most­ge­wicht war natür­lich auch der Min­dest­al­ko­hol­ge­halt fest­ge­legt. In sehr vie­len Jahr­gän­gen der
60er und 70er bis in die 80er Jah­re war es für vie­le Win­zer sehr schwie­rig, die benö­tig­ten Most­ge­wich­te in den vie­len
qua­li­ta­tiv schlech­ten Ern­ten zu erreichen.

Damals waren die süd­li­chen Wein­bau­n­a­tio­nen klar im Vor­teil, beson­ders bei den Rot­wei­nen, war mit Aus­nah­me eini­ger
Spit­zen­jahr­gän­ge, ein qua­li­ta­tiv deut­li­ches Nord-Süd-Gefäl­le vorhanden.

Ein wei­te­res Pro­blem war auch, daß oft­mals gera­de in schwa­chen Jah­ren die Qua­li­täts­wei­ne gegen­über den Prä­di­kats­wei­nen in
Deutsch­land wesent­lich bes­ser waren, da die­se „chap­ta­li­siert“ wer­den durften.

In den letz­ten Jah­ren, wo sehr schwa­che Jahr­gän­ge sehr sel­ten waren (auch auf­grund des Kli­ma­wan­dels) und Euro­pa näher
zusam­men­ge­rückt ist, haben sich die Schwä­chen des Sys­tems deut­lich offenbart.

Wäh­rend in den roma­ni­schen Wein­bau­län­dern die Qua­li­tät durch Her­kunft und Ertrags­be­gren­zung defi­niert ist, ori­en­tier­te sich
Deutsch­land immer noch an einer Zucker­py­ra­mi­de, die ver­ein­facht besagt, so mehr Alko­hol im Wein ist umso bes­ser ist der Wein.
Dies wider­spricht aber der tat­säch­li­chen Weinqualität.

In vie­len Jahr­gän­gen ist das Gegen­teil der Fall, und der Qua­li­täts­wein­er­zeu­ger bemüht sich den natür­li­chen Alko­hol­ge­halt in
Gren­zen zu hal­ten um nicht Gefahr zu lau­fen einen bran­di­gen zu schwe­ren Wein zu erzeu­gen. Gera­de bei den Weiß­wei­nen ist dies
ein zuneh­men­des Problem.

Auf der ande­ren Sei­te wur­den in schwa­chen Jahr­gän­gen Rot­wein Kabi­nett ver­mark­tet, bei die­sen Wei­nen war oft­mals der natür­li­che
Alko­hol­ge­halt viel zu gering um wirk­lich ein „guter“ Wein zu sein.

Aus die­sem Grun­de hat sich der Deut­sche Wein­bau­ver­band im Febru­ar 2020 mit gro­ßer Mehr­heit, nach jah­re­lan­ger Dis­kus­si­on,
auf eine vier­stu­fi­ge Qua­li­täts­py­ra­mi­de geei­nigt auch um auf euro­päi­scher und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne den Anschluß nicht zu verlieren.

Hier wird im gro­ben Rah­men das Qua­li­täts­mo­del des VDP über­nom­men, der die Prä­di­ka­te für tro­cke­ne Wei­ne schon sehr lan­ge abge­schafft hat.

Die Qua­li­täts­be­zeich­nun­gen ori­en­tie­ren sich zukünf­tig auf Guts‑, Orts- oder Lagen­wei­nen, die zusätz­lich auch noch bestimm­ten
Min­dest­most­ge­wich­ten unter­lie­gen. Für die Pro­fi­lie­rung, die der­zeit in Bear­bei­tung ist, sind die Schutz­ge­mein­schaf­ten zuständig.

Trotz aller Unstim­mig­kei­ten wol­len lang­fris­tig alle Erzeu­ger ein neu­es gesetz­li­ches Her­kunfts­sys­tem, die Brit­zin­gen-Mark­gräf­ler­land eG nimmt hier nur, wie in vie­len Din­gen, eine Vor­rei­ter Stel­lung ein.

Schon mit den inter­nen erfolg­reich ein­ge­führ­ten Bezeich­nun­gen Pre­mi­um und Exklu­siv wur­de deut­lich, wie unge­eig­net das Prä­di­kats­wein­sys­tem als Qua­li­täts­be­zeich­nung ist. Wenn Deutsch­lands Eli­te Win­zer die Prä­di­ka­te nur noch auf Süß­wei­nen ver­wen­den, soll­te Deutsch­lands Eli­te­er­zeu­ger wie unse­re eG nach­zie­hen. Die Her­kunft ist Brit­zin­gen, und die ist ent­schei­dend
und steht für bes­te Qualität.

Maxi­mi­li­an Frey

April 2024, Britzingen